(Jung)Vogel gefunden - was tun?

 

Die Jungvögel-Saison ist in der KleinTierRettung in vollem Gang und fast täglich erreichen uns Telefone von jungen Piepmätzen, die entweder aus dem Nest gefallen sind oder sonstwie verletzt oder (vermeintlich) alleine elternlos unterwegs sind.

Da es leider immer wieder zu (vielleicht auch unnötigen) Sterbefällen kommt, möchten wir hier ein paar wichtige Informationen über das Vorgehen bei einem Vogelfund geben:

 

1. Foto des (Jung)Vogels machen – oft erleben wir hier grosse Überraschungen und ein Greifvogel entpuppt sich plötzlich als Amsel. Gerade junge, z.T. noch unbefiederte (Greif)Vögel/Enten sind äusserst schwer zu bestimmen, dazu braucht es Spezialisten. Ein Foto hilft unseren Helfern in der Zentrale und später auch auf der Pflegestation.

 

2. Befiederter (Jung)Vogel zuerst beobachten, denn nicht jeder verloren geglaubte Piepser braucht Hilfe. Bei befiederten Vögeln sind meistens die Vogeleltern in der Nähe (das hört man durch deren Rufen und Antwortrufen) und füttern ihre Vogelkinder bis sie flügge sind. Falls so ein Jungvogel am Boden sitzt und noch nicht richtig fliegen kann, bitte den Vogel ca. 1.50 Meter in die Höhe setzen in einen Busch oder ähnliches, wo er vor Fressfeinden wie Katzen, Marder etc. geschützt ist. Wichtig: Mindestens 30 Meter Abstand nehmen, und den Vogel ca. 20 Minuten lang beobachten, ob die Eltern wirklich auftauchen! Wenn wir zu nahe sind, kommen die Vögel nicht zu den Jungen und rufen allefalls nur.

Generell haben (ausser Eulen) die befiederten Jungvögel die grössten und besten Chancen, wenn sie von den Eltern aufgezogen werden können. Übrigens ist die Berührung der Vögel durch uns Menschen für die Eltern kein Problem. Sie nehmen ihre Jungen problemlos weiter an!

Falls offensichtlich keine Eltern in der Nähe sind, braucht der Vogel Hilfe, und es sollte sofort gehandelt werden (siehe Punkt 4).

 

3. Ein offensichtlich verletzter und/oder kranker Vogel braucht IMMER Hilfe und zwar SOFORT. Diesen vorsichtig mit den Händen hochheben und allenfalls in ein Tuch einwickeln, dass er sich durch unkontrolliertes Flügelschlagen aus Angst nicht noch mehr verletzen kann. Achtung: Greifvögel, Reiher und Schwäne sind äusserst gefährlich und sollten nie durch Laien hochgehoben oder angefasst werden. Hier besteht sehr grosse Verletzungsgefahr für beide Seiten.

 

4. Unbefiederte oder nur teilweise befiederte Vögel brauchen immer Hilfe. Hier kann ein rasches, kompetentes Handeln in Zeiten der akuten Bedrohung der meisten Vogelarten tatsächlich Leben retten. Doch auch hier gilt, man muss wissen, was zu tun ist. Wärmt den Vogel kurz ein paar Minuten in euren Händen, das verhindert weitere Auskühlung, gibt dem Vogel Schutz und Ruhe, denn da ist es dunkel und warm. Wenn irgendwie möglich ist der Jungvogel - falls das Nest bekannt ist - zurück in dieses zu setzen, denn dort hat er die absolut besten Überlebenschancen. Falls dies nicht möglich ist, nehmt ihn nach Möglichkeit, wenn ihr nicht vor Ort bleiben könnt, mit und ruft uns umgehend an. Setzt ihn in der Zwischenzeit in einen mit Luftlöchern versetzten Karton, legt Zeitungs- oder Haushaltpapier auf den Boden und schliesst den Karton, dass der Vogel nicht wegfliegen kann.

Ein Foto kann auch hier hilfreich sein. Bis unser Fahrer eintrifft, sollte der Vogel unbedingt warm gehalten werden (am besten mittels Wärme- oder Petflasche mit gut handwarmen (nicht heissem) Wasser, darüber ein Frottéetuch legen und den Piepmatz in etwas Haushaltpapier zu einem Nest geformt darauf legen). Vögel bitte NIE direkt auf Frottée setzen wegen Verletzungsgefahr durch Hängenbleiben.

Und nun kommt das fast Wichtigste: Bitte den Vogel auf keinen Fall füttern oder ihm Wasser eingeben! Die Luft- und Speiseröhre der Vögel liegen so eng beieinander, dass ein Ersticken kaum vermieden werden kann, wenn falsch gefüttert wird. Zudem benötigen die allermeisten Jungvögel Spezialfutter. Und am Allerwichtigsten: Kontaktiert umgehend (und nicht erst nach einigen Stunden und Selbstversuchen) unsere Einsatzzentrale, damit der Vogel in die richtigen Hände und auf eine spezialisierte Vogelpflegestation kommt. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Jungvögel eine viel bessere Überlebenschance haben, je früher sie nicht nur mit Futter und Wasser versorgt werden, sondern auch in die unmittelbare Nähe und in Kontakt mit anderen (Jung)Vögeln kommen. (Stunden)Langes, einsames Verbleiben bei Menschen ist nicht artgerecht.

 

Bitte kontaktiert umgehend unsere Notfallnummer 078 638 55 11. Wir werden die zuständige Vogelpflegestation direkt kontaktieren oder vermitteln. UND: Unsere Helfer sind geschult und tun alles, damit unsere Piepmätze umgehend und sicher transportiert werden können. Wir organisieren auch Fahrerketten und arbeiten mit anderen Tierschutzorganisationen wie z.B. der Wildvogelstation Kreuzlingen zusammen, um jeden Vogel zu retten.

 

DANKE FÜR DIE HILFE UND UNTERSTÜTZUNG!!!

 


Dieses Foto veranschaulicht, wieso Vögel nicht mit Wasser versorgt werden dürfen, wenn sie nicht selber trinken.

 

Ein sofortiger Transport zu einer Vogelpflegestation kann bei grosser Hitze und Dehydrierung des Vogels wahrlich Leben retten!